Entweder richtig oder garnicht

Gemeinsames Statement der Bürgerliste und Grüne Durmersheim, sowie des Grünen Ortsverbands Südhardt zur Planung eines Radschnellwegs

Wir sind der festen Überzeugung, dass allein die Strecke außerorts – eine leicht geänderte ADFC-Variante – zwischen Rastatt-Nord und Durmersheim-Nord die Kriterien eines Radschnellwegs erfüllt und auch umsetzbar ist. Die vom Regionalverband Mittlerer Oberrhein ins Verfahren eingebrachte Lösung innerhalb der Ortschaften (Variante 1), sowie die Kompromisslinie des Regierungspräsidiums (Variante 3) scheiden für uns grundsätzlich aus. Auch eine Mischung beider Routenvorschläge ist abzulehnen, weil grundlegende Bedingungen an einen Radschnellweg nicht erfüllt werden können.

Begründung:

  • Innerorts wird es zwangsläufig zu (viel) Mischverkehr auf den geplanten Strecken kommen. Dies betrifft sowohl die verschiedenen Verkehrsträger (motorisiert, Fahrrad, Fußgänger), wie auch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten des Radverkehrs (Pendler versus innerörtliche Einkaufsfahrten und Schülerverkehr).
  • In Bietigheim entsteht bereits ein Neubaugebiet, ein weiteres wird folgen. Auch in Ötigheim wird es zwischen B36-alt und B36-neu eine weitere Bebauungen geben. Die derzeitige Ortsrandlage der Variante 3 (RP) wird also in wenigen Jahren eine Innerorts-Variante.
  • Der Anteil an E-Bikes ist in den zurückliegenden Jahr deutlich gestiegen (nahezu Vervierfachung in den vergangenen fünf Jahren). Damit einher gehen höhere Reise-Geschwindigkeiten – auch und besonders von Menschen, die bisher auf dem Fahrrad „nicht zu Hause“ waren. Unübersichtlich Kurven, Kreuzungen, parkende Autos und Fußgänger, die unvermittelt die Straße queren, werden die Unfallzahlen zwangsläufig weiter nach oben schnellen lassen.

Kritik am Verfahren:

Die Zahlen und vor allem die Potential-Analysen sind veraltet. Die stark zunehmende Zahl von e-Bikes und das sich spürbar verändernde Mobilitätsverhalten – auch mit Blick auf den Klimawandel – sind nicht berücksichtigt. Die Neubaugebiete zwischen B36-alt und B36-neu in Ötigheim und Bietigheim werden die Zahl der Radfahrenden erhöhen – auch und gerade auf einem Radschnellweg in der Nachbarschaft / jenseits der Schnellbahntrasse. Woher die höheren Steigerungspotentiale auf Bestandsstrecken kommen sollen, erschließt sich nicht.

Es besteht der Eindruck, dass weder die RVMO-Trasse noch die RP-Trasse von den Planern jemals selbst abgefahren wurden. Allein die vergleichsweise große Zahl an Radfahrern auf diesen Strecken, scheint den Ausschlag gegeben zu haben. Ganz nach dem Motto: Hier gibt es hohe Nutzerzahlen, also kann man einen Radschnellweg genehmigt bekommen. Rechtwinkelige Kurven, Engstellen, parkende Autos am Straßenrand (und die Gefahr, dass sich Türen öffnen werden), Fußgängerverkehr, spielende Kinder – all das spricht aber gegen die Varianten durch die Ortschaften.

Wenn man mehr Menschen/Pendler zum Umstieg auf das Fahrrad bewegen will, dann muss eine taugliche Strecke gefunden werden. Nur weil eine bisher schon viel genutzte, insgesamt aber untaugliche Strecke künftig das „Prädikat“ Radschnellweg trägt, wird sich kein zusätzlicher Radverkehr generieren lassen.

Ziele:

  • der Radschnellweg sollte ab der Gemarkung Ötigheim größtenteils östlich der Schnellbahntrasse verlaufen.
  • in der südlichen Ortslage Ötigheim sollte bis zum Kreisel B36-alt eine dichter am Ort vorbei führende Trasse gefunden werden.
  • auch im Norden von Durmersheim sehen wir die ADFC-Variante nicht als ideal an. Der Umweg über die Brücke Basheide sollte unbedingt vermieden werden. Denkbar ist eine Radbrücke am Ortsende von Durmersheim über die Bahn-Bestandsstrecke oder ein Radweg durch die künftige Unterführung bei der Hardtsporthalle.
  • in Durmersheim sollte die künftige Unterführung am Bahnhof fahrradtauglich gebaut werden, als Zubringer zum RS östlich der neuen Rheintalstrecke.

2 Kommentare

  1. Frayz

    Man sieht den Radverkehr als Gefahr an aber wie ist es mit dem Autoverkehr? Warum wird hier nichts dagegen gemacht? Durch die Schwarzwaldstr. und Johann Sebastien Bach Str. verkehren hier täglich bis zu 5000 Autos. Sie rasen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70km/h durch eine Verkehrsberuhigte Zone mit abgesenkten Bordstein durch. Der Anteil der SUWs nimmt immer mehr zu und haben ein Gewicht von bis zu 100fache als ein Fahrrad. Und wenn jetzt Fahrräder durchfahren sollten, soll es Gefährlich für spielende Kinder sein? Wie bitte? Eher umgekehrt, da werden die Autos dadurch etwas ausgebremst oder der Autoverkehr auf die neue B36 verdrängt. Ist es nicht besser? Auch sauberere Luft in den Ortschaften. Weniger Lärm. Aber so wie es aussieht bleiben wir weiterhin als eins der wenigen Ländern in Europa die fahrradfeindlich und autofreundlich sind. Unterstützt von den Grünen. Wir brauchen den Radverkehr durch die Ortschaften und nicht den Autoverkehr. Autos sollten ausweichen. Das erwarte ich von einer grünen Partei.

    Antworten
    • Winfried Heck

      Den Grünen farradfeindliche Politik vorzuwerfen – das gab es bisher wohl noch nicht. Absurd ist es trotzdem.

      Zum Inhalt des Kommentars

      Bei dem obigen Termin geht es um die Planung eines Radschnellwegs, nicht um die allgemeine Verbesserung des Fahrradverkehrs. Wir kämpfen für einen Radschnellweg, weil wir wollen, dass künftig weniger Auto und häufiger mit dem Fahrrad gefahren wird. Auch längere Wege zum Arbeitsplatz oder zum Einkaufen sollten möglichst oft mit dem Fahrrad gemacht werden.

      Wer aber will, dass weniger Auto und häufiger Fahrrad gefahren wird, muss dafür sorgen, dass Fahrradfahren mehr Spaß macht. Radschnellwege sind aus unserer Sicht eine Möglichkeit, mehr Menschen aufs Rad zu bringen. Der Fahrradverkehr im Ort wird durch solche Radschnellwege ergänzt, keinesfalls ersetzt.

      Weil auf Radschnellwegen – wie es der Name schon sagt – ziemlich schnell gefahren werden kann, müssen diese Wege besonders sicher sein. Enge Kurven, Kreuzungen, Hofeinfahrten, parkende Autos am Straßenrand – das alles sind Gefahrenpunkte. Und auch spielende Kinder auf den Straßen/Radwegen können zur Gefahr für Fahrradfahrende werden und Stürze verursachen. Umgekehrt sind Lastenräder und schnelle E-Bikes auch eine Gefahr für Kinder, die deshalb auf solchen Wegen keinesfalls spielen sollten.

      Dass innerorts viel zu schnell gefahren wird, wissen wir natürlich. Es ist aber nicht die Aufgabe von Fahrradfahrenden, Autofahrer auszubremsen. Fahrradfahrende haben nun mal keinen Blechschutz um sich herum. Die steigende Zahl von tödlich verlaufenden Fahrradunfällen beweist dies leider. Für zu schnelle Autos ist vielmehr die Polizei zuständig, für regelmäßige Geschwindigkeitsmessungen sind es das Landratsamt und die Gemeinde.

      Die zunehmende Zahl von SUVs sehen auch wir sehr kritisch. Als Grüner Ortsverband haben wir allerdings wenig Einfluss auf europäisches Recht.

      Dass täglich 5.000 Autos durch verkehrsberuhigte Straßen am Ötigheimer Ortsrand fahren, bezweifeln wir. Wobei weder die Johann-Sebastian-Bach-Straße, noch die Schwarzwaldstraße verkehrsberuhigte Zonen sind, sondern „lediglich“ Tempo-30-Straßen.

      Richtig ist, dass im vergangenen Jahr wohl deutlich mehr Autofahrende als üblich den Weg über die alte B36 zwischen Ötigheim und Bietigheim genutzt haben. Das lag einerseits daran, dass in Bietigheim die Brücke über die B36-alt und damit nach Muggensturm gesperrt war. Zur gleichen Zeit war auch noch die Ortsdurchfahrt in Steinmauern gesperrt. Viele Menschen dürften deshalb den kürzeren Weg über die alten B36 genutzt haben, um nach Ötigheim und Rastatt, oder auch nach Muggensturm und ins Murgtal zu fahren.
      Beide Baustellen gibt es aber nicht mehr, die Verkehrsbelastung in den genannten Straßen sollte deshalb spürbar zurückgegangen sein.

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